Eine Leseprobe aus dem Buch Mystica Venezia
Verfasser: Christine Erdic on Tuesday, 5 September 2023Mit dem September hatten starke Regenfälle eingesetzt, und je weiter man nach Norden vordrang, desto stärker wurden sie. Mehr als einmal hatte sich der einfache Wagen mit seinen Holzrädern schon im Schlamm festgefahren. Der Kutscher legte Bretter, manchmal auch schwere flache Steine vor die Räder, wenn sie an besonders morastige Stellen kamen, doch nicht immer reichte das aus. Immer wieder geriet der primitive Leiterwagen ins Wanken, und sie mussten aussteigen und ein Stück des Weges zu Fuß zurücklegen, bis das Schlimmste überstanden war.
Christina Maria seufzte und dachte sehnsuchtsvoll an das bequeme Leben in Wien zurück. Weit und beschwerlich war der Weg zu Giuseppes selbst erwählter Heimatstadt. Wohl bekamen sie Unterkunft in den Orten und Städten, die sie durchquerten, und ihre Papiere öffneten ihnen so manch verschlossene Tür, dennoch war hier nichts mehr von dem Prunk und Glanz Venedigs oder Wiens zu spüren.
Es würde noch Tage dauern, bis sie Dessau erreichten und damit eine würdigere Unterkunft im Schoße des Ordens. Christina zog den schweren wollenen Umhang fester um ihre Schultern, der jedoch kaum Schutz vor dem peitschenden Regen bot.
Die Esel hatten sie inzwischen in Pferde eingetauscht. Schemenhaft tauchten jetzt die Häuser einer Stadt in der Ferne auf, noch zu weit entfernt, um wirklich etwas erkennen zu können.