Kleine Hexereien

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Über Hexen gibt es viele Geschichten und Legenden. Wir begegnen ihnen in Märchen aber auch in der Geschichte der Hexenverfolgungen. Was ist dran am Aberglauben?

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Hier kommt eine kleine #Leseprobe für Euch!

Die schwarze Katze
Um schwarze Katzen ranken sich unzählige unheimliche Geschichten. Aberglauben, meinen Sie? Nun, die kleine Stadt, deren Namen ich nicht nennen möchte, wimmelt geradezu von abergläubischen Menschen.
Jochens Augen waren voller Furcht, als er zu dem Haus am Ende der Straße hinübersah. Noch niemals war er dem alten Gemäuer so nahe gekommen.
„Hier wohnt sie also, die Hexe“, wisperte er seinem Freund Ralf zu. Der nickte.
„Sie hat eine schwarze Katze, und nachts tanzt sie um das Feuer.“
„Dort sollen sogar schon Kinder verschwunden sein“, flüsterte Ralf zurück.
„Woher wisst ihr das?“ Mark blickte seine Freunde argwöhnisch an. „Das sind doch Ammenmärchen!“
„Pst“, zischte Jochen verärgert. „Du bist fremd und weißt gar nichts. Willst du, dass sie uns hört und herauskommt?“
Es stimmte, Mark war erst vor wenigen Tagen aus Berlin hergezogen. Dank der Schule hatte er schnell Anschluss gefunden, wenn er auch die Leute im Ort ein wenig seltsam fand. Vor allem diese Geschichte mit der angeblichen Hexe war ihm mehr als suspekt.
„Wollen wir nicht lieber Fußball spielen? Bis zum Abendbrot ist noch etwas Zeit,“ lenkte er ab. Johlend entfernten sich die Zehnjährigen in die entgegengesetzte Richtung.
„Ich hole den Ball!“, schrie Ralf. Für den Augenblick war das alte Haus mit seiner unheimlichen Bewohnerin vergessen.
„Ihr wart doch nicht dort oben bei der Alten, oder?“, wurde Jochen von seinem Vater am Tisch empfangen.
„Nein, ganz bestimmt nicht, Papa“, versicherte der eine Spur zu schnell. Stirnrunzelnd schaute Herr Jansen seinen Sprössling an.
„Du weißt, dass es gefährlich ist. Damals ist dort ein Junge verschwunden. Also haltet euch fern.“
„Aber Heinrich, das ist doch nie aufgeklärt worden …“, warf seine Frau zaghaft ein.
„Martha, es gehen seltsame Dinge vor sich. Neulich erst ist mir dieses schwarze Katzenvieh direkt vor die Füße gelaufen. Es kam von links! Kurz darauf hatte ich einen platten Reifen. Am nächsten Morgen habe ich mich mit dem Kaffee verbrüht und mir dabei den neuen Anzug ruiniert.“
„Und das alles wegen der Katze“, schmunzelte Martha. Heinrichs Faust donnerte auf den Tisch.
„Ich verbiete euch, dort hinzugehen! Basta!“
„Ich bin morgen bei Frau Wummer zum Kaffee eingeladen“, lenkte seine Frau ab.
„Oh cool, das ist doch die Mutter von Mark!“, rief Jochen begeistert. Wohlwollend schaute Heinrich über seinen Brillenrand.
„Das scheint eine sehr nette Familie zu sein. Soweit ich weiß hat Mark noch ein kleines Schwesterchen. Dann mal viel Spaß da!“

Bei Wummers waren noch andere Frauen aus der Nachbarschaft eingeladen, unter ihnen auch Ilona, Ralfs Mutter, mit der Martha seit langem eng befreundet war.
„Hazel, du wohnst ja hier recht hübsch, aber mir wäre es doch zu nah am Hexenhaus. Pass nur gut auf dein Töchterchen auf!“, sagte sie gerade. Die gebürtige Engländerin lachte und gab der kleinen Jenny noch einen Schokokeks.
„Eine echte Hexe, oh wie interessant! Möchte noch einer Kaffee?“ Unbekümmert reichte sie die Kanne herum und brachte das Gespräch schnell wieder in andere Bahnen. Es ging um Schule, Erziehung, Kochrezepte und diverse andere Themen.
„Ach Jenny, du hast dich ja eingesaut, du kleines Ferkel!“
Niemand hatte auf das blonde Lockenköpfchen geachtet. Nicht nur im Gesicht sondern auch auf dem geblümten Kleid und der Tischdecke hatten Sahnetorte und Schokokekse deutliche Spuren hinterlassen.
„Mutti, das macht doch nix, das waschen wir wieder.“ Zärtlich fuhren die Schokohände der Vierjährigen durch das Haar ihrer Mutter. Unter Gelächter und mit guten Ratschlägen fand der Kaffeeklatsch seinen Abschluss.

Zur gleichen Zeit beschlossen die drei Jungs, die Hexe mal aus dem Haus zu locken, da Mark sie unbedingt sehen wollte.
„Sicher ist sie alt und hässlich. Mit einer dicken Warze auf der Nase“, kicherte Ralf.
„Ja, und mit einem schwarzen Umhang und einem Zauberstab“, ergänzte Jochen.
„Quatsch, sie ist doch nicht Gandalf, der Magier“, lachte Mark.
„Wirst schon sehen! Aber wie machen wir das jetzt?“
„Wir müssen dichter ran und werfen dann Steine gegen ihr Fenster!“
„Ich habe eine Zwille dabei!“ Auf Zehenspitzen schlichen sie sich im Schutz der Bäume an. Da öffnete sich die Tür. Vor Schreck stolperten die drei Freunde übereinander und küselten über den Boden.
„Mensch, die ist ja gar nicht alt und …“
„Komm endlich!“ Ralf und Mark hatten bereits das Weite gesucht. Jochen rappelte sich auf und sah direkt in die Augen der Hexe.
Er war wie erstarrt, obwohl er doch eigentlich davonlaufen sollte.
„Hast du dir wehgetan?“ Die Hexe half ihm vorsichtig auf. Eine sanfte Stimme, smaragdgrüne Augen und kurzes dunkles Haar. Sie war jung und hübsch. Jochen sah sie zweifelnd an, als könne sie sich doch noch in eine alte Frau oder etwas anderes verwandeln.
„Komm mit, ich möchte dein Knie drinnen verarzten. Hab keine Angst, ich werde nicht plötzlich eine andere Gestalt annehmen.“
Ihr Lachen war glockenhell. Konnte sie etwa Gedanken lesen? Erst jetzt sah der Junge, dass sein Knie stark blutete. Mit gemischten Gefühlen folgte er der Hexe in ihr Haus.
„Was machen wir denn jetzt? Er geht tatsächlich mit der mit!“ Verzweifelt sah Ralf seinen neuen Freund an. Mark zuckte ratlos mit den Schultern. Auch ihm saß der Schrecken noch in allen Gliedern.
„Wir warten, bis er wieder raus kommt.“
„WENN er wieder rauskommt.“ Verzagt ließ sein Kumpel den Kopf hängen.

Inzwischen hatte die Hexe drinnen Jochens Knie verarztet.
„Was ist das für eine Salbe?“, erkundigte der sich argwöhnisch.
„Krötenfett, Schneckenschleim und noch ein paar geheime Zutaten, die ich dir leider nicht verraten kann.“ Sie beugte sich dicht an sein Ohr und flüsterte: „Berufsgeheimnis.“
„Bist du eine … eine …“
„Eine Hexe? Finde es selbst heraus!“ Prüfend wanderte sein Blick durch die Küche, die eigentlich ganz normal aussah. Naja, bis auf den großen altmodischen Kessel über der Feuerstelle, die vielen Kräuter, die überall zum Trocknen hingen und ein Regal mit seltsamen Flaschen und Behältern. Aber weder Hexenbesen noch Zauberstab konnte er entdecken. Die junge Frau war ganz normal gekleidet: Jeans und weißes Shirt.
„Übrigens heiße ich Laura.“ Wieder ertönte ihr helles Lachen. Der unfreiwillige Gast merkte, dass er rot anlief.
„Ich bin Jochen“, stotterte er.
„Klar!“ Die grünen Augen blitzten. „Möchtest du einen Kakao oder einen Tee?“ Er glaubte fast, ein Schnurren in ihrer Stimme zu hören.
„Wo ist deine Katze?“
„Welche Katze? Ach so, die. Na sie kommt und geht, keine Ahnung, wo sie grad ist. Also, doch lieber Kakao?“ Lauernd sah sie ihn an. Sie sieht selbst aus wie eine Katze, dachte der Junge.
„Danke, aber ich muss los. Meine Freunde warten auf mich.“
Laura nickte.
„Vielleicht nächstes Mal. Bring doch Ralf und Mark einfach mit.“
Nichts wie raus hier! Woher wusste die die Namen seiner Freunde? Und schon rannte er los.
Draußen war die Erleichterung groß.
„Mensch, du lebst!“
„Erzähl mal!“
„Wie sieht es bei der aus?“
„Du hast hoffentlich nichts gegessen!“ Und Jochen erzählte - natürlich nur das Gute. Laura war wunderschön und hatte sein Knie verarztet, ihm dann auch etwas zu trinken angeboten. Nein, einen Zauberstab hatte sie wohl nicht, auch keinen Hexenbesen. Aber nächstes Mal sollte er seine Freunde mitbringen.
„Ja klar, dann hat sie uns alle drei auf einen Streich“, sagte Ralf.
„Ist sie denn nun eine Hexe?“, erkundigte sich Mark.
„Woher soll ich das wissen?“ Jochen zuckte die Schultern.
„Wenn deine Wunde morgen verheilt ist, dann hat sie Hexenkräfte“, entschied Ralf.
„Genau! Wir dürfen zu Hause aber nicht erzählen, wo wir waren!“, warnte Jochen.
Auf dem Weg kreuzte die schwarze Katze ihren Weg. Sie machte einen Buckel und fauchte. Jochen nahm einen Stein auf und warf ihn nach dem Tier.
„Ich glaube, du hast sie getroffen“, meinte Ralf zufrieden.
„Hoffentlich nicht. Wie könnt ihr nur so gemein sein?“ Der eigentlich weichherzige und tierliebe Mark wunderte sich einmal mehr über das Verhalten seiner Kameraden.

Spannend weiter geht es in dem Buch „Unheimliche Geschichten“!

©byChristine Erdic

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Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
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