Das Aostatal kürt die Königin der Kühe
Am 22. Oktober findet in Aosta das 60. Finale der „Batailles de Reines“ statt, der traditionelle Wettstreit um die kämpferische Kuh
Das Aostatal, Valle d’Aosta, ist die kleinste italienische Region, im Nordwesten der Hochalpen mit den Viertausendern Gran Paradiso, Monte Rosa, Mont Blanc und Matterhorn. Hier hat die Almwirtschaft eine lange Tradition, und dazu gehört die Kuh. „Batailles de Reines“ bedeutet „Kämpfe der Königinnen“. Wettkämpfe zwischen Kühen, seit Jahrhunderten fester Bestandteil der hiesigen Kultur, finden zwischen Frühjahr und Herbst statt. Seit 1958 wird die Organisation und Durchführung von der Regionalregierung finanziert.
Zum 60. Jubiläum wird das große Finale der diesjährigen Saison am 22. Oktober in der Arena Croix-Noire in Aosta ausgetragen. Bei den „Königinnen“ handelt es ich um Kühe der Rasse Valdostaine pie noire, einer der alten Zweinutzungsrassen, gezüchtet für Milch- und für Fleischerzeugung, die ursprünglich im gesamten Alpenbogen heimisch waren. Muskulös und robust, sind sie mit einer Größe von durchschnittlich 120 cm bei Kühen und 130 cm bei Stieren relativ klein und, was bei der Beweidung steiler Alpwiesen sehr wichtig ist, besonders trittsicher.
Die besondere Atmosphäre des Wettstreits zieht Tausende von Zuschauern in ihren Bann. Es geht um Stolz, nicht nur auf die Kühe sondern auch darauf, aus demselben Tal zu stammen. Einheimische wie auch Touristen aus Frankreich und der Schweiz lassen sich von diesem emotionsgeladenen Spektakel anlocken.
Auch für die Züchter sind die Kämpfe wichtig. Die Stammbäume werden überwacht und die Siegerin wird mit kunstvollen Blumenbouquets geschmückt. Die Kämpfe werden nicht forciert sondern entspringen dem natürlichen Instinkt der Herdentiere, ihre Rangordnung zu klären. Immer wenn auf freien Flächen, wie auf Almwiesen, die Anführerinnen zweier Herden aufeinandertreffen, fordern sie sich heraus. Ziel ist es nicht, die Gegnerin zu verletzen oder zu vertreiben. Vielmehr pressen sie ihre Hörner solange gegeneinander, bis eine von beiden zurückweicht und sich damit unterordnet. Es geht um Willensstärke und Durchhaltevermögen, die Spannung ist dabei in der Luft zu spüren.
Von März bis Oktober finden die Vorentscheidungen immer sonntags in über zwanzig Gemeinden statt, vor dem fantastischen Alpenpanorama des Aostatals, wobei die Tiere in drei Gewichtsklassen antreten. Die Kühe werden gewogen und, weil nur trächtige Tiere zugelassen sind, veterinär kontrolliert. All das ist nur möglich durch das unermüdliche Engagement freiwilliger Helfer, die im Verein „Amis des Batailles de Reines“ zusammengeschlossen sind, dessen Vorläuferorganisation schon 1958 gegründet wurde.
Weitere traditionsreiche Feste finden rund um den Almabtrieb statt. „Désarpa“ genannt, hat er Volksfestcharakter mit Umzügen und Alphörnern, am 30 September z.B. in Cogne und in Valtournenche. Kulinarischer Genuss ist dabei garantiert, Käsespezialitäten wie der Fromazdo DOP und vor allem der Fontina d’Alpeggio DOP, der herzhafte Rohmilchalmkäse, werden hier mit Roggenbrot und Spezereien wie dem Lard d’Arnard, einem schmackhaften, in Bergkräutern konservierten genossen.
Besondere Erwähnung verdient der „Marché au Fort” am 9. Oktober in der mittelalterlichen Burg von Bard. Über 80 Erzeuger bieten hier ihre breitgefächerte Palette einheimischer Produkte zum Verkauf und zur Verkostung, wozu neben Käse und Spezereien im Aostatal auch einzigartige Weine und Apfelsäfte gehören.
Mehr Informationen unter www.lovevda.it/de „traditionelle Veranstaltungen