Meine Erlebnisse in der Türkei: Lustiges, Kurioses und ganz Alltägliches

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Endstation Anatolien
Auswandern? Mit fast vierzig Jahren und zwei schulpflichtigen Töchtern? Und noch dazu in den Orient? Christine Erdic hat es gewagt! Das Morgenland lockt mit bunten Basaren, leuchtenden Farben, einem unvergleichlich blauen Himmel und geheimnisvollen mondbeschienenen Nächten. Doch wie ist das wirkliche Leben hinter dem Schleier der Illusionen? Ein Buch, das das Leben schrieb!
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Leseprobe aus dem Buch
Badevergnügen und andere Sommerfreuden
Während der zwei Jahre unseres Türkeiaufenthaltes kamen meine Eltern jeden Sommer für gut drei Wochen zu Besuch. Pünktlich zu Güldis Geburtstag am 1. September trudelten sie ein, und wir holten sie mit Schwiegervaters Auto vom Flughafen ab. Im September gab es eine große Auswahl an Obst auf dem Markt, und es war nicht mehr so heiß wie im Hochsommer. Ein hiesiges Sprichwort sagt: Die erste Hälfte des August ist Sommer, die zweite Winter. Tatsächlich begann es Mitte August bereits abzukühlen. Doch auch im September konnte das Thermometer durchaus noch über 30 Grad klettern. Im Sommer versucht daher jeder, der die Möglichkeit hat, ans Meer oder aufs Land zu entfliehen, um der Hitze der Stadt zu entkommen. Die dreimonatigen Sommerferien begünstigen das, und oftmals verbringen weibliche Izmiraner, Istanbuler und auch Frauen aus Ankara diese Zeit mit ihren Kindern im yazlık – Sommerhaus, das meist an der Ägäisküste oder der südlichen Mittelmeerküste liegt. Die Ehemänner aus Izmir pendeln dann zwischen Arbeitsplatz und Ferienhaus hin und her. Meist bilden sie Fahrgemeinschaften zu diesem Zweck oder besuchen ihre Familien nur am Wochenende. Mein Schwiegervater besaß ein altes Dorfhaus in der Nähe von Çeşme. Einige seiner Verwandten wohnen noch in diesem Dorf, in dem auch er geboren wurde.
Wir fuhren auch mit meinen Eltern dort hin. Der Chef meines Mannes stellte uns sein Auto für diese Zeit gerne zur Verfügung. Morgens nach dem gemütlichen Frühstück brachen wir mit Güldi, meinen Eltern, Schwiegermutter, Schwager und Schwägerin meist so gegen 11 Uhr zum Ilıca-Strand auf, der damals noch fast menschenleer war. Mein Schwiegervater kam nie mit, er pflanzte lieber Auberginen, Paprika, Bohnen und Tomaten in dem riesigen Garten an und kümmerte sich liebevoll darum. Oft saßen wir abends auf dem Hof und pulten frisch geerntete bakla – dicke Bohnen aus.
Wir hatten immer jede Menge Futter im Gepäck, wenn wir ans Meer fuhren: Würstchen, dolma - gefüllte Paprika, gekochte Eier und Ost. Mit einem kleinen Grill bereiteten wir in einer mitgebrachten Pfanne Bratkartoffeln zu. Das bleiben unvergessliche Zeiten, denn heute ist so etwas bei den leider oft überfüllten Stränden undenkbar. Ja, auch die Türken haben die Badefreuden inzwischen entdeckt! Güldi hatte Sandspielzeug dabei und hielt ihr Mittagsschläfchen stets unter einem Sonnenschirm am feinen weißsandigen Strand. Hier machte sie ihre ersten Schritte und plantschte vergnügt im flachen Thermalwasser. In Ilca sprudeln heiße Quellen direkt aus dem Meeresboden und speisen inzwischen auch das Wasser einiger Hotels. Da meist ein recht frischer Wind von Norden in die Bucht bläst, unterschätzt man nur zu gerne die Kraft der Sonne und holt sich innerhalb kurzer Zeit einen schmerzhaften Sonnenbrand. Oftmals sehen wir Touristen, deren Körperfarbe sich dem Rot der türkischen Flagge langsam annähert.
Die Fahrt zum Dorf zurück dauerte nur etwa zehn Minuten, dennoch war es um 16 Uhr höchste Zeit aufzubrechen. Bis wir alle der Reihe nach geduscht hatten war es Abend. Das Duschwasser wurde von einem mit Holz beheiztem Ofen im Badezimmer erhitzt. Es gab extra einen Schuppen, in dem für diesen Zweck haufenweise trockenes Holz lagerte. Zuerst duschte Schwiegermutter, da sie für das Kochen des Abendessens zuständig war. Es gab stets verschiedene Gerichte zur Auswahl: eines in Olivenöl zubereitet, eines mit Fleisch, Reis oder Nudeln und dazu Salat. Oft wurden auch auf dem von meinem Mann gebauten Barbecue-Grill draußen unter den Weinreben Fleisch oder köfte - kleine Frikadellen gegrillt. Nicht selten saßen wir in dicke Jacken oder Decken gehüllt am Tisch, denn das Dorf ist mit seinem frischen Waldklima wesentlich kälter als die Stadt. Meine Eltern hielten sich deshalb als Mitteleuropäer sehr gerne hier auf. Einziges Handicap war das Stehklo, dessen Abwasser direkt in eine Kalkgrube unter dem Grundstück geleitet wurde. Später überredeten wir Schwiegervater, doch endlich eine Sitztoilette einzubauen. Das Dorf hatte schon seit geraumer Zeit Wasser- und Stromanschluss, so ging leider niemand mehr hinauf zu den alten ungesicherten Brunnen, die der Dorfbevölkerung einst köstliches Wasser spendeten.
Ein besonderes Vergnügen waren Ausflüge in den Wald – hier aber längst nicht so üblich wie in Deutschland. An vielen Stellen ist es sogar verboten, den Pinienwald zu betreten, und wegen erhöhter Brandgefahr darf man dort keinesfalls grillen. Es gibt jedoch extra Picknickplätze mit Holztischen und Bänken und Grillrestaurants sowie gesicherte Anlagen, zu denen man eigenes Fleisch mitbringt und grillt.
Wir gingen mit unserem Picknickkorb lieber an eine Stelle, von der aus wir einen Panoramablick über die Dörfer hatten. Ein anderes Mal bauten wir uns in den Zweigen einer alten Pinie eine Schaukel. Heute führt dort die Autobahn Izmir - Çeşme entlang und schneidet unser Dorf vom Wald ab. Ein weiteres kleines Paradies wurde Opfer der neuen Zeit. Doch der Wert der Grundstücke und Häuser stieg durch den Bau der Autobahn beträchtlich. So konnte Schwiegervater sein Anwesen Jahre später gut verkaufen und damit eine Wohnung in Çeşme anzahlen. Die Käufer des alten Dorfhauses, ein jüdisches Ehepaar, sollen inzwischen ein richtiges Schmuckstück daraus gemacht haben.

©byChristine Erdic

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Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
https://christineerdic.jimdofree.com/
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