Europa am Scheideweg: Strategische Rohstoffe, Globalisierung und der Ruf nach Eigenständigkeit
Globale Krisen, lokale Konsequenzen?
Was passiert, wenn der Welthandel ins Stocken gerät? Wenn vormals verlässliche Partner zu geopolitischen Rivalen werden? Und wenn die essenziellen Rohstoffe für Europas Industrie auf einmal nicht mehr zur Verfügung stehen? Diese Fragen klingen nicht mehr wie dystopische Gedankenspiele, sondern wie realistische Szenarien. Die europäische Industrie, lange verwöhnt durch globale Lieferketten und Just-in-Time-Prinzipien, wird mit einer neuen Realität konfrontiert: Der Zugang zu strategisch wichtigen Rohstoffen wie Lithium, Seltenen Erden, Gallium oder Germanium ist keine Selbstverständlichkeit mehr.
Chinas Protektionismus: ein Weckruf mit Nachhall?
In China hat ein strategischer Wandel eingesetzt, der Europa wachrütteln sollte. Der 14. Fünfjahresplan sieht eine drastische Reduktion der Abhängigkeit von Importen und die gezielte Kontrolle des Exports kritischer Rohstoffe vor. Exportkontrollen für Gallium und Germanium, beide essenziell für die Halbleiterproduktion, haben europaweit Alarmglocken schrillen lassen. Was bedeutet es für die europäische Wirtschaft, wenn ein einzelner Staat 90 Prozent der Weltproduktion eines unverzichtbaren Rohstoffs kontrolliert? Und ist der europäische Binnenmarkt vorbereitet auf eine Welt, in der Wirtschaft nicht mehr primär durch Effizienz, sondern durch geopolitische Kalküle strukturiert wird?
EU-Reaktion: 47 Projekte als Rückgrat für die Zukunft?
Die EU hat reagiert - und das durchaus mit Ambitionen. 47 strategische Projekte in 13 Mitgliedstaaten sollen die europäische Rohstoffwertschöpfungskette stärken, von der Gewinnung bis zum Recycling. Drei davon allein in Deutschland: etwa Rock Tech Lithium in Guben, das sich auf batterietaugliches Lithium konzentriert, oder PCC Thorion in Duisburg, das Graphit substituieren will. Aber reicht das aus? 22,5 Milliarden Euro an Investitionen werden erwartet - eine große Zahl, gewiss. Doch gemessen an der Abhängigkeit von China, an der technologischen Aufholjagd in den USA, wirkt es fast wie ein symbolischer Schritt. Ist Europa mutig genug, diesen Weg konsequent zu gehen? Oder bleibt es bei einem politischen Signal?
Resiliente Lieferketten: Anti-Risiko-Strategie oder Trugschluss?
Die EU spricht gerne von "De-Risking" - doch was heißt das eigentlich im Alltag der Unternehmen? Wie stabil ist eine Lieferkette, wenn Handelsabkommen sich über Nacht in ihr Gegenteil verkehren? Wenn Exportkontrollen plötzlich ohne Vorwarnung in Kraft treten oder Häfen durch geopolitische Krisen blockiert werden? Die vermeintlich resiliente Lieferkette wird dann zur Fata Morgana. Der Wunsch, Risiken zu minimieren, basiert oft auf alten Annahmen von Stabilität und Partnerschaft. Aber können diese Annahmen in einer Welt fortbestehen, in der selbst Demokratien protektionistische Tendenzen zeigen? Die Anti-Risiko-Strategie Europas mag auf dem Papier vielversprechend sein - aber ist sie auch der Realität gewachsen? Und wie viele Unternehmen und Regierungen wiegen sich derzeit in einer trügerischen Sicherheit, während das Fundament ihrer Versorgung bereits bröckelt? Vielleicht ist es an der Zeit, nicht nur über Risiken zu sprechen, sondern radikal neu zu denken.
Kritische Rohstoffe: der wunde Punkt der Transformation?
Die ökologische und digitale Transformation Europas steht auf einem fragilen Fundament: Kritische Rohstoffe. Lithium für Batterien, Seltene Erden für Windräder und Elektromotoren, Silizium für Solarmodule - ohne diese Stoffe bräuchte es keine Energiewende und keine Digitalisierung. Doch gerade diese Rohstoffe sind in den Händen weniger Anbieter konzentriert. China zum Beispiel kontrolliert über 60 Prozent der Seltenen Erden weltweit, produziert 90 Prozent des Galliums. Die DERA warnt bereits vor chinesischen Marktkonzentrationen im Bereich Silizium. Ist Europa auf eine Zukunft vorbereitet, in der ein geopolitischer Schachzug die komplette Lieferkette lahmlegen kann?
Deutschlands Tüftler und die Rückkehr zur Erfindungskunst?
Deutschland war immer stark, wenn es darauf ankam, mit wenig viel zu erreichen. Vom Dieselmotor bis zur Windturbine - Ingenieurskunst war das eigentliche "schwarze Gold" der Bundesrepublik. Doch ist diese Innovationskraft genügend, um die neue Knappheit zu kompensieren? Kann man Gallium einfach substituieren? Oder neue Recyclingmethoden für Seltene Erden marktfähig machen? Viele Forschungsteams arbeiten an genau diesen Fragen. Doch die Realität ist komplex: Forschung benötigt Zeit, Kapital, politische Unterstützung - und den gesellschaftlichen Willen, Risiken einzugehen. Wollen wir das noch? Oder ist die deutsche Wirtschaft zu satt geworden, um erneut zur Werkbank der Welt zu werden?
Rückfall in vorindustriellen Zeiten - Märchen oder Menetekel?
Wird Europa zurückgeworfen in eine Zeit vor der Industrialisierung, wenn kritische Rohstoffe fehlen? Wohl kaum. Aber ein Wohlstandsverlust, ein Innovationsstau, eine strategische Schwäche - all das ist denkbar. Die große Frage lautet: Wie viel Autarkie kann und will sich Europa leisten? Denn die Illusion, alles selbst produzieren zu können, widerspricht der arbeitsteiligen Logik der Globalisierung. Doch das Gegenmodell, die komplette Abhängigkeit von Drittländern, ist mindestens ebenso naiv. Wo liegt der Mittelweg? Und wer bestimmt ihn?
Ein Blick zurück macht die Brisanz deutlich: Globalisierung, wie wir sie heute kennen, begann nicht erst mit Containerschiffen oder dem Internet. Schon im 19. Jahrhundert führte der Ausbau der Dampfschifffahrt und Eisenbahn zu einem beispiellosen Austausch von Waren - und auch von Abhängigkeiten. Spätestens mit der Gründung der Welthandelsorganisation WTO im Jahr 1995 und dem WTO-Beitritt Chinas 2001 nahm die ökonomische Vernetzung weltweit Fahrt auf. Zwischen 1990 und 2020 stieg der Welthandel von rund 4 Billionen auf über 22 Billionen US-Dollar jährlich - eine Versechsfachung in nur drei Jahrzehnten. Europa profitierte davon wie kaum eine andere Region: Rohstoffe günstig importieren, Hightech exportieren - das war das Erfolgsmodell. Doch ist es noch tragfähig?
Heute, in einer Welt der geopolitischen Spannungen, wirkt dieses Modell beinahe nostalgisch. Handelsabkommen, einst Symbole verlässlicher Partnerschaften, können über Nacht aufgekündigt oder umgedeutet werden. Der Brexit, der US-Handelskrieg mit China oder jüngste Exportbeschränkungen für strategische Metalle zeigen: Wirtschaftliche Verflechtung ist kein Garant mehr für Sicherheit. Was passiert, wenn diese tektonischen Verschiebungen der Macht die Grundpfeiler der Globalisierung erschüttern? Entsteht daraus ein neues Zeitalter der Blockbildung? Und sind Europas Unternehmen, deren Lieferketten oft über fünf Kontinente reichen, bereit für eine solche tektonische Wende? Vielleicht ist es an der Zeit, die Globalisierung nicht als gegeben, sondern als verhandelbaren Prozess zu begreifen - mit allen Risiken und Nebenwirkungen.
Schweizer Perspektive: Zwischen Neutralität und Ironie
Uli Bock, Edelmetallexperte der doobloo AG aus dem Fürstentum Liechtenstein, bringt es mit einem Augenzwinkern auf den Punkt: "Früher hat man aus einem Taschenmesser eine Uhr gebaut. Heute wollen wir aus Abhängigkeit Souveränität machen - das ist ein noch ambitionierteres Projekt." Die Schweizer Perspektive, pragmatisch und mit einem gesunden Schuss Skepsis, erkennt: Europa muss seine Hausaufgaben machen. Aber ohne in Aktionismus zu verfallen. "Man kann nicht gleichzeitig globalisieren und sich entkoppeln. Das geht nur im Jodelkurs, aber nicht in der Weltwirtschaft," so Bock.
Fazit: Strategische Souveränität als europäisches Projekt?
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Europa den viel beschworenen Mittelweg zwischen Globalisierung und Resilienz gehen kann. Die Auswahl der 47 Projekte ist ein Anfang, keine Lösung. Ohne eine tiefgreifende Überprüfung der Handelsbeziehungen, eine konsequente Innovationspolitik und die Bereitschaft, unbequeme Entscheidungen zu treffen, bleibt die strategische Autonomie ein Wunschtraum. Oder wie es Uli Bock sagt: "Wenn du das Zelt schließt, aber die Wand aus Glas ist, benötigst du mehr als einen Reißverschluss." Du benötigst eine neue Architektur."
Autor: Maximilian Bausch
Die doobloo AG mit Sitz im Fürstentum Liechtenstein hat sich auf den Kauf strategischer Metalle spezialisiert. Sie ist überzeugt, dass jedes Anlageportfolio um einen greifbaren Sachwert erweitert werden sollte, als eine krisen- und inflationssichere Komponente. Technologiemetalle und Seltene Erden werden für fast alle Hightech-Entwicklungen der letzten Jahre dringend benötigt.
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Keywords: strategische Rohstoffe, Gallium, Germanium, Seltene Erden, Lithium, Europäische Union, EU-Rohstoffstrategie, doobloo AG, Technologiemetalle, Autarkie, Rohstoffversorgung, China, Exportkontrollen