Wer hat die Tat begangen?
Die Motive für die Bluttat liegen auf der Hand. Das Opfer war die bösartige Leiterin eines Altenheimes. Die Zahl der möglichen Täter ist enorm.
Buchbeschreibung:
Keiner wundert sich wirklich, als die Altenheimleiterin Margot Haupt ermordet aufgefunden wird. Die Frau war einfach eine Zumutung an Bosheit und Strenge für alle Menschen in ihrer Umgebung. Nach und nach kommen immer mehr potentielle Täter auf die Liste der Verdächtigen. Obwohl der Hauptkommissar selbst in massiven privaten Problemen steckt, kommt er dem wahren Täter immer näher. Doch kaum ist dieser hinter Schloss und Riegel, wird weiter gemordet ...
Zum Buch geht es hier:
https://www.karinaverlag.at/p/drei-morde-ein-marburg-krimi/
Produktinformation:
Taschenbuch: 140 Seiten
ISBN-10: 3985511675
ISBN-13: 978-3985511679
Auch als E-Book erhältlich!
Leseprobe:
Anna Krämer ließ ihren Putzwagen stehen und schaute vorsichtshalber auf ihre Uhr. Es war Punkt zwölf Uhr, das hieß, dass sie das Büro von Margot Haupt betreten konnte. Käme sie zu früh oder zu spät, würde das Ärger bedeuten. Die Leiterin des Altenheims verstand keinen Spaß. Sie war ziemlich pingelig und meist schlechter Laune. Ihre Untergebenen durften das dann ausbaden.
Die Chefin hatte ihr gesagt, sie könne ihr Büro zwischen zwölf und zwölf Uhr fünfundvierzig putzen. Meist war Margot Haupt um zwölf verschwunden. Sie machte ab da bis ein Uhr Mittag. Fuhr, wie jeder der Angestellten wusste, nach Marburg rein, um im Nero´s, einem Lokal in der Frankfurter Straße, eine Kleinigkeit zu essen. Sie hatte dort die Arbeitswoche über einen Tisch für sich reserviert.
Tja, jeden Tag essen gehen, das war ein Luxus, den sich Anna Krämer nicht leisten konnte. Sie und ihr Mann waren froh, wenn sie sich zu so besonderen Tagen wie Geburtstag oder Muttertag ein Essen auswärts leisten konnten. Jedenfalls war Anna immer sehr erleichtert, wenn die Chefin nicht da war. Die hatte sie nämlich schon mal böse heruntergeputzt. Das war vor drei Monaten gewesen. Anna war mit der Arbeit im Büro der Chefin fertig gewesen, säuberte die Gästetoilette im Foyer, als über Lautsprecher ihr Name ausgerufen wurde. Mit der Bitte, ins Büro der Heimleiterin zu kommen. Nichts Gutes ahnend machte Anna sich auf den Weg. Sie nahm die vordere Tür über den Flur, die direkt ins Büro der Chefin führte. Sie wollte nicht durch das Sekretariat gehen, da sie dort an den ›Tippsen‹, wie sie sie nannte, vorbei musste. Sie klopfte an und wurde hereingebeten. Frau Haupt stand mit verschränkten Armen vor dem Papierkorb links von ihrem Schreibtisch. Und was musste Anna da sehen? Der Papierkorb war voll bis obenhin. Sie hatte vergessen ihn auszuleeren. Da war ihr klar, dass es ein Donnerwetter geben würde. Na ja, wenigstens gab es keine Zeugen. Sie rechnete nicht mit der Gemeinheit der Chefin. Diese öffnete die Tür zum Sekretariat, in welchem die Büroangestellten ihre Arbeit verrichteten, damit sie sich die Abfuhr anhören konnten.
Es ging auch schon los: »Frau Krämer, was ist denn das hier bitte.
Sie sind angestellt, um hier alles reinzuhalten. Als ich sie eingestellt habe, habe ich Ihnen gesagt, dass ich in meinem Büro alles picobello sauber haben möchte. Das haben Sie doch verstanden? Oder wissen Sie nicht, was picobello heißt? Da hätten Sie fragen müssen, wenn das Ihre Schulbildung nicht hergibt. Hauptschule nicht ganz hinbekommen, oder? Die Herkunft des Wortes ist einmal italienisiert aus dem Italienischen ›schön‹ und aus dem Niederländischen für ›pük‹, also piekfein. Ist das hier etwa piekfein und schön?« Sie zeigte auf den Papierkorb. Annas Gesicht lief rot an, als die Chefin ihre Schulbildung ansprach. Anna war nie gut in der Schule gewesen, sie hatte nur ein Abgangszeugnis der Hauptschule erhalten. Das wusste die Chefin natürlich aus Annas Personalunterunterlagen. Aber musste diese sie damit jetzt so bloßstellen? Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie fühlte sich zutiefst gedemütigt.
»Nun machen Sie schon und bringen Sie den Müll raus. Auf was warten Sie eigentlich?«
Das hatte Anna getan und war dann wie ein geprügelter Hund wieder zurück ins Foyer, um die Toilette fertigzuputzen. Sie hatte sich sehr geschämt. Am schlimmsten waren die Augen der Büroangestellten gewesen, die sie betreten angeschaut hatten.
© Rainer Güllich