Hab den Mut, zu dir selbst zu stehen
In unserer Gesellschaft wird Kindern viel abverlangt. Mobbing und Leistungsdruck in einer ferngesteuerten Gesellschaft, in der nur noch Erfolg zählt und das Miteinander auf der Strecke bleibt. Dabei werden leider auch die Talente und individuellen Bedürfnisse des Einzelnen übersehen. Auch Du hast deinen Platz, auch Du bist wertvoll, lautet die Botschaft dieses Buches. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel sondern steh zu dir selbst!
Leseempfehlung nicht nur für Kinder und Eltern – dieses Buch geht uns alle an.
Kleine Mutmachgeschichten
In diesem Buch finden sich liebevoll erzählte Geschichten die Kindern in schwierigen Situationen Mut machen können. Wie wichtig Freundschaft und Kameradschaft ist und das Erkennen von Gefahren, aber auch den eigenen Wert sehen und den Mut zum Helfen zu haben, sind Themen dieses Werkes. Witzige, aber auch gefühlvolle Erlebnisse aus dem Leben, für Kinder die mutig und selbstsicher im Leben stehen wollen.
https://www.karinaverlag.at/p/kleine-mutmachgeschichten/
Leseprobe aus dem Buch
Es war dunkel in der Höhle, aber das war ja immer so. Aber kalt war es nicht und still – nun – das schon überhaupt nicht. Da war ein Gepfeife und Gezische in jeder Nische, dass kaum der eigene Ton verständlich war. Doch das war kein Wunder, denn die Bewohner der Höhle mussten ja irgendetwas tun, damit der Tag nicht so langweilig wurde. Nur an der Decke herunterhängen war doch ein wenig fad und hinaus in die Natur, konnten sie erst wenn die Dämmerung einsetzte. So hingen sie da, im größten Raum der Höhle. Eine Fledermaus neben der anderen. Dicht an dicht. Und jede von ihnen hatte etwas zu erzählen, denn in der Nacht, wenn sie durch den Wald flogen, da gab es einiges zu erleben. Natürlich wollte jede ihre Erlebnisse zuerst erzählen und piepste und zwitscherte darauf los, kaum dass sie sich zwischen die anderen gehängt hatte. Ohne Rücksicht darauf, ob sie eine andere Geschichte damit unterbrach. Denn Zuhören, das wollten sie alle nicht wirklich, es interessierte sie überhaupt nicht, was die anderen erzählten. Nur das eigene, das war wichtig. Aber die Höhle bestand nicht nur aus dem großen Raum, sie hatte auch einige kleine Nebenräume und Nischen. Dort war es leise, dort waren keine anderen Fledermäuse, weil sie niemanden hatten, dem sie ihr Geplapper in die Ohren schreien konnten. Aber eine kleine Fledermaus, die hing einsam in einer dieser kleinen Nischen, ziemlich nahe dem Haupteingang der Höhle. Die anderen mochten sie nicht, konnten sie nicht leiden. Sie sei eine hochnäsige Person, wollte mit keinem Kontakt haben und wer weiß, was bei ihr noch so alles nicht in Ordnung war. Das erzählte man sich in der großen Höhle über Leopoldine, die kleine Fledermaus in der Nische. Sie war anders als die anderen und daher wurden einfach Geschichten über sie erfunden. Denn in Wirklichkeit kannte ja niemand Leopoldine. Keiner hatte je mit ihr gesprochen. Wenn der Abend hereinbrach, dann flatterte eine Fledermaus nach der anderen aus der Höhle. Wie eine riesige schwarze Wolke sah das aus. Aber keine beachtete die kleine Gestalt in der Nische. Leopoldine fand das traurig, sie war nicht stolz oder hochnäsig. Und so flatterte sie, wenn alle anderen weg waren, in die große Höhle und hängte sich an die Decke. Dorthin, wo immer der ganz große Schwarm „übertagte“. Und dann weinte sie, weil sie einsam war. Doch sie konnte sich nicht überwinden, sich zu den anderen zu gesellen, wenn sie alle da waren, denn sie ertrug das alles nicht. Es prasselte dann so vieles auf sie ein. Die Geräusche, das Geplapper, das Flügelschlagen, die Bewegung der Luft, das Gedränge und Geschubse. Eine riesige Welle von Eindrücken, die sie einfach nicht verkraften konnte. Darum hatte sie, trotz der großen Traurigkeit, den einsamen Platz in der Nische gewählt. Erst lange nachdem die anderen weg waren, flog auch sie aus der Höhle und machte sich auf ihre nächtliche Futtersuche. Denn es wurde so schlecht von ihr gesprochen, dass sie einfach keiner anderen Fledermaus mehr begegnen wollte. Nun kam es, dass es an einem Abend besonders stark regnete. Leopoldine versuchte verzweifelt gegen die riesigen Wassertropfen anzukämpfen. Aber die Orientierung fiel ihr schwer, da Fledermäuse sehr schlecht sehen und sie einen Ton ausstoßen, den sie dann mit ihrem hervorragenden Gehör wieder einfangen. So erkennen sie Hindernisse. Wenn es also regnet, dann kommen sie durcheinander, denn so ein Regentropfen kann die Orientierung schon ziemlich beeinflussen. Für Leopoldine fühlte sich das so an, als ob sie von hunderten Bäumen, Sträuchern oder anderen Sachen, umzingelt wäre. Sie traute sich nicht weiterzufliegen, denn die Angst, dass sie irgendwo dagegen flog, war einfach da. Also ließ sie sich auf dem Waldboden nieder. Sie hoffte einfach, dass der Regen aufhörte. Da saß sie nun. Hungrig und nass. Kalt war ihr auch. „Na! Verflogen?“, hörte sie da jemanden sagen. Leopoldine zuckte zusammen. Sie konnte niemanden sehen. Aber das war kein Wunder, da sie ja kaum die nahe Umgebung wahrnehmen konnte. Also versuchte sie es mit ihrem Ton. Aber da war nichts, was sich wie etwas Lebendiges anfühlte. „Also, freundlich bis du ja nicht gerade“, kam wieder die Stimme. Leopoldine bekam es mit der Angst zu tun. Woher kam nur diese Stimme? Was war, wenn das ein Raubtier war? Sie saß hier ziemlich schutzlos und war eine leichte Beute. Also versuchte sie irgendwo etwas zu finden, worunter sie sich verstecken konnte. „Nicht weggehen!“, rief die Stimme wieder. Endlich schaute die kleine Fledermaus nach oben. „Halloooooo!“, rief sie. „Na endlich, ich dachte schon, du findest mich nie!“ Leopoldine wusste nun überhaupt nicht, was sie antworten sollte. Da sie noch immer nicht erkennen konnte, wer da mit ihr sprach, hatte sie beinahe mehr Angst davor, dass es eine ihrer Höhlenkolleginnen sein würde, als wenn es ein wildes großes Tier wäre. Sie machte sich also noch kleiner als sie schon war und versteckte sich ganz unter ihren Flügeln. Nun sah sie aus wie ein winzig kleines schwarzes Zelt. „Jetzt sei doch nicht so komisch! Nur weil ich ein wenig größer bin als du, brauchst du dich nicht in deinen Flügeln vergraben. Warte kurz, ich komm zu dir runter.“ Leopoldine zitterte immer schlimmer unter ihren Flügeln, denn zum einen hatte sie große Angst davor, wer denn da zu ihr kam und zum anderen fürchtete sie sich davor, mit jemandem zu sprechen. Unter ihrem Flügelzelt kratzte sie mit ihren kleinen Füßen auf dem Erdboden herum. Sie versuchte sich damit abzulenken, indem sie Strich für Strich zusammenfügte. Sie konzentrierte sich so sehr auf ihre Arbeit, dass sie immer mehr die Panik wegschalten konnte, sogar vergaß, dass sie sich unter den Flügeln, mitten im Wald versteckte. Und obwohl sie sonst sehr empfindlich für Geräusche und Bewegung war, merkte sie nicht, dass jemand neben ihr am Waldboden landete. Der Platz unter den Flügeln wurde zu klein, das Gezeichnete zu groß, also rutschte Leopoldine ein wenig weiter. „Oh! Das ist aber wunderschön!“, rief die Unbekannte aus. Aber Leopoldine hörte sie nicht, sie zeichnete immer weiter. Zwar konnte sie es nicht sehen, was sie da machte, aber es machte sie glücklich und sie konnte das Bild fühlen. Tief in ihrem Inneren. Bettina, so hieß das Eichhörnchen, das vom Baum zu Leopoldine gekommen war, hatte nun genug. Zaghaft zupfte es an dem oberen Flügelchen und versuchte das Zelt zu öffnen. Aber Leopoldine machte noch fester zu und zeichnete weiter. Das Eichhörnchen war etwas größer und stärker als die kleine Fledermaus und so umfasste sie diese einfach und hob sie hoch. Dann stellte sie das Fledermauszelt an eine andere Stelle. Und was sie dann sah, erstaunte sie. Es war ein wunderschönes Bild in den feuchten Waldboden gemalt. Eine Höhle mit lauter Fledermäusen, die von der Decke hingen. Und obwohl der Regen langsam das Bild wieder zerlaufen ließ, war es für einen Augenblick wie ein Wunder. Denn jedes noch so kleine Detail war so genau gezeichnet, dass es aussah, als wäre man in dieser Höhle und würde in die Wirklichkeit blicken. „Oh ..., wie wunderbar“, flüsterte Bettina. Leopoldine hörte interessanterweise gerade diese leisen Worte und öffnete zaghaft ihre Flügel, hob ihren Kopf in die Höhe. Dann strengte sie ihre Augen an und konnte Bettina sehen. Sie stand da, hatte den Blick auf das Bild am Waldboden gerichtet, die Arme ausgebreitet und den Mund offen. „Gefällt es dir?“, fragte sie ganz leise. „Oh ja! Es ist wunderschön.“ Bettina trippelte etwas näher zu Leopoldine, merkte aber, dass diese gleich ein wenig zurückwich. Also blieb sie stehen. „Ich habe dir zugeschaut, du hast Angst vor allem. Also es erdrückt dich, wenn so viel auf dich zukommt. Aber ich glaube, du hast gerade eben etwas gefunden, was dir hilft“, sagte das Eichhörnchen. Leopoldine wurde neugierig und hörte weiter zu. „Lange schon sehe ich dir zu, wie du immer alleine ausfliegst, mit niemanden sprichst und die anderen blöd über dich reden. Aber das ist nur, weil du anders bist, das verstehen die anderen nicht. Mach es heute anders als sonst. Flieg gleich zurück in die Höhle, bevor die anderen kommen. Du hast scharfe Krallen. Am besten in die große Höhle und zeichne dort an die Wand, so wie hier am Waldboden. Und dann such dir einen Platz neben dem Bild. Wenn es dir zu laut wird, zeichne weiter, dann stören dich die Geräusche nicht mehr.“
Die kleine Fledermaus hörte aufmerksam zu, dann lächelte sie und nickte kurz mit dem Kopf, drehte sich um und erhob sich, um zurück in die Höhle zu fliegen und es so zu versuchen. In der großen Höhle angekommen begann sie gleich mit dem Zeichnen. Sie war so vertieft, dass sie nicht merkte, dass all die anderen Fledermäuse zurückkamen. Die staunten nicht schlecht, als sie Leopoldine sahen, wie sie zeichnete. Eine Fledermaus nach der anderen wurde von ihr an die Wand gezeichnet. Eingeritzt mit ihren kleinen Krallen. Und eine schöner als die andere. Untereinander begannen die Tiere zu tuscheln, sie sprachen aber leiser als sonst, da sie diese großartige Künstlerin nicht stören wollten. Und Leopoldine – nun – die hörte sie nicht, weil sie so mit ihrer Zeichnung beschäftigt war. Ab diesem Tag sprachen die anderen Fledermäuse nicht mehr schlecht über Leopoldine. Sie bekam einen schönen ruhigen Platz zum Ruhen am Rand, da sie das Gedränge nicht mochte, aber so war sie trotzdem bei den anderen und nicht mehr alleine. Und immer, wenn ihr das Geplapper der anderen zu laut und zu viel wurde, dann zeichnete sie weiter. Eine wunderbare Lösung, denn so brauchte sie nicht zu sprechen, wenn sie nicht wollte und hatte einen Weg gefunden, das „Zuviel“ an Informationen zu verarbeiten. Außerdem wurde die Höhle immer schöner durch die Zeichnungen. Und Bettina, das Eichhörnchen, nun, die mochte Leopoldine so wie sie war und Leopoldine mochte Bettina. Zwar kamen sie sich niemals ganz nahe, aber wenn die kleine Fledermaus auf Futtersuche flog, so hüpfte Bettina neben ihr auf den Ästen der Bäume mit. Eine schöne und stille, aber ehrliche Freundschaft
©byChristine Erdic
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Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
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