In der Zauberbackstube
Mein Weg führte mich gerade durch einen grünen Tannenwald, da stieg mir ein verführerischer Duft in die Nase.
Schnuppernd folgte ich der Spur und sah alsbald einen Wegweiser mit der Aufschrift ZAUBERWALD. Kinder, ich könnte schwören, dass der gestern noch nicht dort war! Neugierig bog ich also nach rechts ab – und da begann es zu schneien. Sanft fielen die Flocken zu Boden und das mitten im August. Bald war die Landschaft in ein liebliches Weiß getaucht. Vor mir aber stand plötzlich, wie aus dem Nichts aufgetaucht, ein kleines Holzhäuschen. Ich entzifferte die verschnörkelte Schrift auf dem Schild: Nepomucks und Finns Backstube.
Von hier kam also der Duft. Ich sah durch die halb geöffnete Tür in ein warmes Licht. Kleine Wesen wuselten geschäftig hin und her. Kobolde rührten eifrig in Schüsseln mit Teig, zogen Bleche mit duftendem Backwerk aus einem großen Ofen und schoben neue hinein. Unzählige Mäuse formten eifrig mit ihren geschickten Pfötchen kleine Rollen und Kugeln, wieder andere wogen sorgfältig die Zutaten ab.
Ein Kobold mit Bäckermütze auf dem dunklen Wuschelhaar kam auf mich zu und bot mir freundlich eins von den goldgelben Plätzchen an. Da konnte ich nicht widerstehen. Es schmeckte köstlich!
„Was ist denn da drin?“, fragte ich. Der Kobold grinste verschmitzt: „Das sind ganz besondere Zutaten aus unserem Zauberwald.“
Der Kobold wies auf eine der Tüten mit der Aufschrift Feenstaub.
Ich probierte vorsichtig. „Aber das schmeckt ja wie Zucker!“
Und das, was in der anderen Tüte war, schmeckte wie Mehl und sah auch so aus. „Ährengold“, lächelte der kleine Kerl und zeigte dabei zwei spitze Zähne.
Bienengold entpuppte sich als Honig, Paradiespulver als Vanillezucker, Trollpuder als Backpulver, Koboldschnee als Sahne und Aromatische Zauberbrise als Zimt.
„Und was ist das dort?“ Skeptisch betrachtete ich die gelbliche Flüssigkeit in der Flasche. Auf dem Etikett stand: Elfentränen.
„Wir benutzen es manchmal, wenn uns das Streichgold ausgeht“, lautete die Antwort.
Ich kombinierte, dass es sich dabei um Öl und Butter handeln musste. Inzwischen hatten sich viele der kleinen Wesen um mich versammelt, und die Mäuse sahen vom sicheren Tisch aus interessiert zu uns herüber.
Ich lernte noch, dass Meeressilber Salz bezeichnete, Pixiegold Schokolade, Feentau Wasser und Drachenfeuer Chilipulver.
„Ihr tut doch aber kein Drachenfeuer in die Kekse?“, erkundigte ich mich entsetzt und hustete.
„Nur wenn sie besonders pikant werden sollen“, kicherte einer der kleinen Wichte.
Nun gut, inzwischen wusste ich, wie ich die geheimnisvollen Zutaten, die ich sicher außerhalb des Zauberwaldes nur schwer finden würde, ersetzen konnte. Mit einem herzlichen Dank an meine Gastgeber und einem Beutel voll Gebäck verließ ich die Zauberbackstube und machte mich auf den Heimweg. Dabei nahm ich mir fest vor, bald wieder einmal zu backen.
©byChristine Erdic
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Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
https://christineerdic.jimdofree.com/
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