Eine Reise ins Märchenland Kappadokien

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Sind Sie bereit für ein besonderes Osterabenteuer?
Diesmal hat der Osterhase ein ganz dickes Osterei dabei!

Eine Reise ins Märchenland Kappadokien
Er war schon lange im Gespräch, dieser Ausflug nach Kappadokien. Gemeinsam mit Eri und Burky, einem deutschen Ehepaar, das halbjährig ein Ferienhaus nördlich von Izmir bewohnte, machte ich mich dann eines Tages endlich an die Planung unserer längst überfälligen Reise.
„Es darf aber nicht zu teuer werden“, warf Burky, ein Beamter im Ruhestand ein. Das Internet bot eine Fülle an Pensionen und Hotels an. Doch nicht alle waren im April auch geöffnet, wie sich bald herausstellen sollte. In das touristisch sehr erschlossene Göreme wollte ich nicht so gerne, und als ich recherchierte fiel meine Wahl auf das weniger bekannte Uçhisar. Bald war auch ein Hotel gefunden, das allen zusagte.

Mitte April war es in Izmir schon recht mild. Zu viert machten wir uns am frühen Morgen gut gelaunt mit Gepäck und Proviant auf den Weg. Der jetzt schon überfüllte kleine Kofferraum des Opels Astra tat der Stimmung keinen Abbruch. Es ging los nach Kappadokien! Hugo saß am Steuer des Wagens, der unseren Freunden gehörte. Unser Auto war größer, aber ein Benziner, das würde kostspieliger werden.
Nach etwa neun Stunden Fahrzeit erreichten wir die Wohnung unserer Töchter, die in Ankara studierten. Hier wollten wir eine Übernachtung einlegen, denn gut zehn Stunden brauchten wir von Izmir bis Uçhisar, Nevşehir für die knapp 800 Kilometer, trotz inzwischen gut ausgebauter Schnell- und Fernstraßen. Die Studentenbude bot reichlich Zimmer und Platz, denn man ist in der Türkei jederzeit auf Großfamilien und Besuch eingestellt und baut dem entsprechend großzügig. Ankara war schon ein wenig kühler, aber die Zentralheizung lief auf Hochtouren mangels fehlender Thermostate und dichter Fenster.
„Schade, dass ihr nicht mitkönnt. Kappadokien ist sicher sehr sehenswert“, bedauerte ich, während Zwerghamster Mojo an meinem T-Shirt mit Begeisterung hoch- und runterlief. „Angi, ich könnte eigentlich mit. Es sind gerade keine wichtigen Vorlesungen an der Uni“, überlegte Micki. Fragend sah ich Güldi an. Es war nur noch ein Platz im Auto frei, und ich wollte niemanden bevorzugen. Doch unsere Älteste schüttelte den Kopf: „Ich habe morgen eine Prüfung. Nehmt Micki mit!“
Der Rucksack war schnell gepackt – unsere Tochter musste ihn im Auto später auf den Schoß nehmen. Es sollte wieder früh losgehen am nächsten Tag, denn wir wollten einen kleinen Umweg fahren, um uns den Tuz Gölü – den großen Salzsee anzuschauen. Dieser ist nach dem Van-See der zweitgrößte des Landes und einer der salzhaltigsten der Welt. Er deckt 70 Prozent des Salzbedarfs der Türkei.
„Brr, ist das kalt hier!“ Bibbernd stand ich neben dem Auto auf dem Parkplatz des einzigen Restaurants. Wohlweislich hatten wir dickere Kapuzenjacken dabei, die jetzt zum Einsatz kamen, und trugen Joggingschuhe und Jeans. Leicht rosa schimmernd, fast wie Perlmutt, lag der riesige See unter einem blauen Himmel direkt vor uns. Weit erstreckte er sich in einer kargen Landschaft in scheinbar unendliche Fernen. Ein unordentlich angelegter Steg aus Steinen führte ein Stück hinein.
„Schaut mal, was ich gefunden habe“, rief Eri aus und bückte sich nach einem riesigen Salzklumpen am Wegrand. Begeistert betrachtete sie das Spiel der schneeweißen Eiskristalle. Nun ging es ans Suchen. Auch wir fanden ein schönes Exemplar und verstauten unser Fundstück stolz im Kofferraum. „Ein erstes Andenken“, frohlockte ich. Inzwischen waren meine Hände zu Eis erstarrt, und auch die Anderen froren. Richtig gemütlich war es im Restaurant nicht, aber wir bekamen einen Nescafé zum Aufwärmen, bevor wir weiterfuhren.
Über Aksaray ging es nach Uçhisar. Was für ein Anblick! Vor etwa 20 Millionen Jahren schleuderten die Vulkane Erciyes Dağı, Hasan Dağı und Melendiz Dağı bei ihren Ausbrüchen Asche in die Luft, die sich rundherum in unterschiedlichen Farben und Härtegraden ablagerte. Durch die Witterungseinflüsse wurde das weiche Material ausgespült, während das harte bestehen blieb. So entstanden faszinierende Märchenlandschaften: Pilze, Kamine und Zipfelmützen aus Stein, in denen der Legende nach Feen hausten! Und die Erosion dauert noch an: Ständig werden neue Feenschornsteine freigelegt, während andere wieder verschwinden.
Viele der Häuser wurden einfach in den Tuffstein hineingebaut. Manche recht einfach, andere erinnerten mich an die Paläste in Mardin in der Südosttürkei.
Unterwegs durch Kappadokien habe ich aber leider auch viele Bauten entdeckt, die einfach geschmacklos waren und sich überhaupt nicht in die bizarre Landschaft einpassten. „Das ist doch nun wirklich ein Stilbruch!“ Anklagend wies ich so manches Mal auf ein liebloses Betongebäude, das direkt neben den fantastischen Formationen errichtet war. Uçhisar übertraf allerdings all unsere Erwartungen. Das Hotel war geschmackvoll in den Tuffstein integriert. Freudestrahlend standen Micki, Hugo und ich wenig später in unserem Dreibettzimmer im osmanischen Stil. Es hatte nach oben hin spitz zulaufende Fenster, die einen wunderbaren Blick auf die seltsamen Gebilde da draußen freigaben. Unsere Freunde hatten leider weniger Glück mit ihrem recht einfachen Zweibettzimmer.
Nun galt es, die Gegend zu erkunden. Eine Einheimische kam mit ihrem Esel daher, und als ich ihn streichelte, forderte sie meinen Mann lachend auf, ein Foto von uns dreien zu machen. „Wer ist denn nun der größte Esel?“, witzelte Burky. Fotografierend zogen wir durch die Straßen und fanden bald ein sehr einladendes Restaurant. Der vordere Teil war ein normaler Raum, doch es gab noch einen weiteren, eine Höhle im Tuffgestein. Und genau dort sollten wir am Abend speisen, versprach uns der Besitzer. Wir sagten kurzerhand begeistert zu und zogen weiter. Es gab ja noch so viel zu sehen in dem kleinen Ort! Nachdem wir uns später im Hotel umgezogen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Restaurant. Was uns hier erwartete, war unbeschreiblich.
„Ist das schön!“, rief ich aus. Der Wirt hatte für uns auf niedrigen runden Tischen nach orientalischer Art gedeckt. Doch dazu mussten wir natürlich auf Kissen am Boden sitzen. Das ging mit unseren schon etwas betagten Freunden nicht, mussten wir betrübt eingestehen.
Blitzschnell wurde umdekoriert: Bald wurde von der Wirtin köstliches Essen am Tisch serviert Wir saßen auf bequemen Stühlen, und der kleine Sohn des Hauses brauste mit seinem Spielzeugauto fidel durch den Raum, der allein für uns reserviert war. Ich war sofort von den robusten Tischdecken begeistert. Auf rot- und cremefarbenem Untergrund tummelten sich Kamele. Hugo fragte, ob wir die Decke abkaufen könnten und auf Bitten unserer Freunde, gab uns der nette Gastgeber sogar noch eine zweite Decke. Später sahen wir diese Decken zwar überall an Touristenständen - aber unsere waren nicht nur günstiger, sondern auch ein schönes Andenken an den wundervollen Abend, den wir mit türkischem Tee – nun doch auf den Sitzkissen - ausklingen ließen. Hugo entdeckte an der Wand eine saz, das traditionelle Seiteninstrument türkischer Barden, und zupfte einige Melodien darauf. In fröhlicher Stimmung hievten wir spät in der Nacht den etwas steifen Burky unter großem Gelächter von seinem Sitzkissen hoch. Ein Abend ging zu Ende, der uns wohl allen in Erinnerung bleiben wird. Danke an die nette Familie, die uns so wunderbar bewirtet hat. Der Rückweg wurde ein wenig ungemütlich, da es plötzlich zu hageln begann. Überhaupt bot uns Kappadokien eine bunte Palette an Wetter: Sonne, Hagel und Schneeregen. Nur gut, dass die Heizung im Zimmer funktionierte. Allerdings muss ich dazu bemerken, dass keiner von uns auch nur ein leichtes Halskratzen bekam. Das Klima in Kappadokien muss sehr gesund sein, denn wir schliefen tief und fest, sodass wir stets problemlos und gut erholt in den neuen Tag starten konnten.
Am nächsten Morgen bot sich uns ein ganz besonderes Schauspiel: Bunte Heißluftballons schwebten an den Tuffstein-Formationen direkt vor unseren Fenstern vorbei. „Angi, schau!“, rief Micki aus. „Dazu hätte ich auch Lust“, antwortete ich begeistert. Die kalte Dusche folgte auf dem Fuß. „Ich aber nicht“, bemerkte mein Mann trocken. „Das ist viel zu gefährlich. Wir könnten abstürzen.“ „Uns könnte morgen auch der Himmel auf den Kopf fallen“, brummte ich verärgert.
Es stellte sich heraus, dass auch Eri keinesfalls in so „ein Ding“ steigen würde, also erübrigte es sich, nach dem Preis für eine Ballonfahrt zu fragen. Später erfuhr ich, dass dies ein recht teures Vergnügen ist. „Wir nehmen das Auto“, entschied Hugo nach dem Frühstück. Schon bald staunten wir über die Vielfalt der Gebilde aus Tuffstein. Mit wenig Fantasie erkannte man Kamele – wir begegneten übrigens hier in Mittelanatolien auch echten – Riesenechsen, Feenschornsteine und ganze Pilzlandschaften. Wir erforschten uralte Kirchen mit altertümlichen Malereien und Höhlenwohnungen. In unterirdischen Städten sollen sich in grauen Vorzeiten Christen vor den Römern versteckt haben. Natürlich besuchten wir auch Göreme, aber vom Flair her kam es nicht an Uçhisar heran. „Gut, dass wir hier kein Hotel gebucht haben“, nuschelte ich, während ich im Café genüsslich mein Stück Karamell-Torte verzehrte.

Am nächsten Tag ging es nach Avanos, der Töpferstadt in Kappadokien.
Das Städtchen liegt am Kızılırmak, dem längsten Fluss der Türkei und ist bekannt für seine Werkstätten und Verkaufsstellen direkt in den Tuffsteinhöhlen. Manchmal mussten wir zwei Stockwerke nach unten steigen. Man kann den Töpfern direkt bei ihrer Arbeit zuschauen oder auch auf dem rotierenden flachen Stein selbst mit den Händen eine kleine Schale oder einen Teller formen.
Alles Schöne geht leider viel zu schnell vorbei. Zu gerne hätte ich einen kleinen Leiterwagen aus Uçhisar für unsere Terrasse in Izmir mitgenommen. Es gab wunderschöne, kunstvoll bemalte Exemplare. Doch ein unbehandelter Rohling hätte mir schon ausgereicht. Mit Farbe und Pinsel wäre ich ihm persönlich zu Leibe gerückt. Doch leider war es nicht machbar: Das gute Stück passte beim besten Willen nicht mehr in den überfüllten Kofferraum. Schade!

Auf unserer Rückreise mussten wir natürlich unbedingt noch einen Abstecher zum Veli Bektasch Mausoleum machen. Veli Bektasch war ein alevitischer Mystiker aus Chorasan, der schätzungsweise in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Anatolien lebte.
Am Ende dieser Kultur– und Erlebnisreise waren wir uns alle einig: Die Türkei hat weitaus mehr zu bieten als Sonne, Strand und Meer.

Aus dem Buch „Endstation Anatolien“
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3752897111

https://buchshop.bod.de/endstation-anatolien-christine-erdic-9783752897111

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©byChristine Erdic

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Firmeninformation
Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
https://christineerdic.jimdofree.com/
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