Ein Kobold im Schnee
Kinder, habt ihr schon mal einen Kobold im Schnee gesehen? Das ist gar nicht mal so ungewöhnlich, zumal unser Nepomuck doch ursprünglich aus Norwegen kommt. Momentan ist er allerdings in Deutschland bei Familie Liliental zu Gast. Wie er wohl dort hin kam? Das ist eine interessante Geschichte, und ihr dürft schon mal gespannt sein!
Leseprobe aus dem Kinderbuch NEPOMUCKS ABENTEUER
Im Wald
Nun wohnt Nepomuck schon einige Tage bei den Lilientals und hat sich gut eingelebt. Der Brief an seine Familie im fernen Norwegen ist längst geschrieben und längst abgeschickt. Vater hat ihn an den Weihnachtsmann adressiert, mit der Bitte, den Brief doch weiter zu leiten und ihn eigenhändig beim hiesigen Postamt aufgegeben. Jetzt warten alle auf eine Antwort. Aber das kann natürlich dauern.
Nepomuck macht das nichts aus. Wenn er auch ab und zu Sehnsucht nach seinen Eltern und Geschwistern hat, so genießt er doch das Leben bei seiner netten Gastfamilie.
Sicher, manchmal, wenn Besuch kommt, wird er einfach ins Spielzeugregal oder ins Puppenbett abgeschoben und darf sich nicht bewegen und noch schlimmer: er darf auch nichts sagen. Und es fällt dem kleinen Kobold wirklich schwer, seinen Senf nicht überall dazugeben zu dürfen. Am allerschlimmsten ist es jedoch, wenn er in das Puppenbett gelegt wird, denn dann kann er auch nichts sehen. Ab und zu beugt sich ein Menschengesicht über ihn und wundert sich über das komische neue Spielzeug im Wagen. Richtig kritisch wird es erst, wenn ein fremdes Kind ihn raus hebt und er sich nicht bewegen soll. Einmal hat ihn sogar ein kleines Mädchen auf den Boden fallen lassen. Das war gar nicht lustig, und die Beule ziert heute noch Nepomucks Kopf. Wenn es jetzt an der Tür klingelt, versteckt sich Nepomuck lieber in der Waschmaschine im Badezimmer, was auch nicht ganz ungefährlich ist. Neulich kam Oma mit einem Berg Schmutzwäsche, die sie schwungvoll in die Maschine warf und wollte doch tatsächlich das Ungetüm in Gang setzen. In letzter Minute gelang es dem Kobold, sich von den Wäschestücken zu befreien und den Kopf aus der Wäschetrommel zu stecken. Er rang verzweifelt nach Luft, einem Erstickungsanfall nahe, und Oma staunte nicht schlecht. Das war wirklich knapp, und seitdem ist Nepomuck noch vorsichtiger geworden.
Heute soll es in den Wald gehen, denn Nepomuck möchte nach Kobolden Ausschau halten. Oma hat zwar gemeint, es gäbe keine Kobolde mehr in der Nähe. Wegen der vielen Menschen, die sich im Laufe der Zeit hier angesiedelt haben, seien sie tiefer in die Wälder gezogen. Aber man kann ja nie wissen.
Der Schnee liegt noch immer hoch und Nepomuck hat keine Schuhe an den Füßen. „Macht nichts, wir tragen nie Schuhe. Und in Norwegen liegt der Schnee noch viel höher als hier“, erklärt er den anderen. Daraufhin will Max seine Stiefel auch wieder ausziehen. „Dann gehst du gar nicht raus“, bestimmt Oma kurzerhand. „Du bist schließlich kein Kobold und ich habe keine Lust, dich mit Fieber ins Krankenhaus bringen zu müssen.“ Max fügt sich schmollend.
„Habt ihr vielleicht eine Mütze für mich? Mir ist so leicht kalt am Kopf, und meine eigene Mütze ist noch in der Weihnachtswerkstatt.“ Also bekommt Nepomuck Mütze, Schal und Jacke von Puppe Ella angezogen und so ausstaffiert soll es dann losgehen. „Die Jacke kratzt“, meckert der undankbare Nepomuck. „Und die Mütze sieht doof aus, so in rosa und ganz ohne Bommel!“
„Dann musst du eben am Kopf frieren“, entscheidet Oma unbarmherzig. Und Nepomuck trollt sich Richtung Tür. „Meine eigene Mütze hat eine schöne Bommel“, murmelt er beim Hinausgehen trotzig. Draußen ist er doch froh über Mütze und Jacke, denn es ist recht kalt im Winterwald. Nepomuck muss tüchtig laufen, um mit uns Schritt halten zu können. Doch er ist ein zähes Kerlchen und gibt nicht auf. Der Wald gefällt ihm gut. „Er erinnert mich an Norwegen“, seufzt er zufrieden. Er spielt am Wegrand mit den Eichhörnchen, und sogar ein Reh kommt und lässt sich streicheln. Nepomuck scheint eine regelrechte Anziehungskraft auf die sonst eher scheuen Tiere des Waldes auszuüben. Aber auf andere Kobolde stoßen wir nicht. Nepomuck ist etwas enttäuscht. Zum Trost schenke ich ihm einen schönen Tannenzapfen, den er fortan immer bei sich trägt. „Das ist aber nett von dir, Axana“, bedankt er sich mit glänzenden Augen. Auf dem Rückweg ist er sehr nachdenklich und runzelt hin und wieder die Stirn. Was der kleine Kerl wohl ausbrütet?
Durch all das viele Denken übersieht er eine Baumwurzel am Weg und fällt der Länge nach auf die Nase. Schimpfend rappelt er sich wieder hoch und klopft sich den Schnee von der Hose. Weil alle lachen müssen, fängt er plötzlich auch an zu kichern. Aber er sieht müde aus, und so nehme ich ihn schließlich auf den Arm und trage ihn nach Hause. Zuerst kommt noch ein eher schwacher Protest, dann fügt sich der kleine Kobold und ist bald schon fest in meinen Armen eingeschlafen.
Nepomucks Abenteuer
Taschenbuch : 152 Seiten
ISBN-13 : 978-3903056183
Jetzt im Buch und Onlinehandel und natürlich im Karina-Verlag!
https://www.karinaverlag.at/p/nepomucks-abenteuer/
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©byChristine Erdic
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Die deutsche Buchautorin Christine Erdic lebt zur Zeit hauptsächlich in der Türkei.
Beruflich unterrichtet sie in der Türkei Deutsch für Schüler (Nachhilfe), sie gab
Sprachtraining an der Uni und machte Übersetzungen für türkische Zeitungen.
Mehr Infos unter Meine Bücher- und Koboldecke
https://christineerdic.jimdofree.com/
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