Männliche Wechseljahre: Testosteronmangel medizinisch therapierbar
Im Leben eines Mannes gibt es Entwicklungsphasen, die mit den weiblichen Wechseljahren vergleichbar sind. Im Vergleich zur Frau treten die Symptome schleichend auf und sind eher unspezifisch. Das Beschwerdebild, das oft als »Klimakterium virile« bezeichnet wird, resultiert aus einem Androgendefizit, in der Fachsprache »Hypogonadismus« genannt. In der Regel ist ab der Mitte des vierten Lebensjahrzehnts eine Abnahme des Geschlechtshormons Testosteron zu beobachten. Der Rückgang beträgt etwa ein Prozent im Jahr.
Die meisten Männer haben damit keinerlei Probleme. Doch es gibt Einzelfälle, wo gesundheitliche Beeinträchtigungen von klinisch bedeutsamem Schweregrad auftreten. Im gegebenen Fall kann eine Testosteronersatztherapie Abhilfe schaffen. Medizinischen Studien zufolge sind rund 2 % bis 5 % der Herren zwischen 40 und 79 davon betroffen. Ein merklich erhöhtes Risiko, an altersbedingtem Hypogonadismus zu erkranken, weisen Patienten auf, die an Diabetes, Übergewicht und einer insgesamt schlechten Verfassung leiden. Im Besonderen sind es Stoffwechselerkrankungen, die einen negativen Einfluss auf den Testosteronhaushalt ausüben.
Die eindeutigsten Leitsymptome, die auf einen Testosteronmangel hinweisen, sind Libidoverlust und Erektionsstörungen. Hinzu kommen oft Ein- und Durchschlafstörungen, Tagesmüdigkeit, schwankende Gemütsverfassung, Antriebsschwäche und Konzentrationsstörungen. Die Betroffenen erleben eine einschneidende Verschlechterung ihrer Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Ebenso sind mit dem Hypogonadismus depressive Symptome assoziiert.
In vielen Fällen schwindet die Muskelmasse, während der Körperfettanteil zunimmt, im Besonderen das aus medizinischen Gesichtspunkten bedenkliche Viszeralfett in der Bauchhöhle. Fatalerweise übt ein zu niedriger Testosteronspiegel auch einen negativen Einfluss auf zahlreiche Stoffwechselprozesse aus. Auf lange Sicht treten die Folgen an einer Verschlechterung des Blutbildes, einer Abnahme der Knochenfestigkeit, Gewichtszunahme und Veränderungen des Zuckerstoffwechsels zutage. Es ist ein Teufelskreis: Zum einen begünstigt ein Testosterondefizit die Entstehung von Stoffwechselkrankheiten, zum anderen verschlimmern diese Stoffwechselerkrankungen wiederum den Testosteronmangel. Hypogonadismus ist somit ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko.
Die Hormonersatztherapie hilft nicht allen Männern, ihre Gesundheit langfristig zu erhalten, doch sie ist in der Lage, das Allgemeinbefinden wesentlich zu verbessern. Sobald die Hormonwerte im Normalbereich liegen, sind begleitende Erkrankungen, wie etwa Blutzuckerstörungen, besser behandelbar. Langjährige Beobachtungen zeigen, dass Patienten mit Diabetes mellitus, die zusätzlich an unbehandeltem Testosteronmangel leiden, eine höhere Sterbewahrscheinlichkeit aufweisen, als solche, die in den Genuss einer Testosteronersatztherapie kommen.
Eine Studie aus dem Jahr 2015, veröffentlicht im »European Heart Journal«, weist darüber hinaus auf den Nutzen von Testosteron-Kuren im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankung hin. Im Gegensatz zur früheren Lehrmeinung zeigen die aktuellen Ergebnisse, dass die Normalisierung der Testosteronwerte bei Männern ohne Infarktanamnese nicht nur kardiovaskulär neutral, sondern in der Tat nutzenstiftend ist.