Signale der Internetsucht erkennen: Wie viele Stunden Internet sind normal?

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Chefärztin Dr. Silke Naab, Schön Klinik Roseneck, und Leitender Psychologe Dr. Tim Aalderink, Schön Klinik Bad Bramstedt
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Prien, 7. Februar 2017. Das Smartphone in der Hand, das Tablet am Küchentisch und der Computer als Abendunterhaltung: Die Grenze zwischen sinnvoller und problematischer Computernutzung ist fließend – und das bereits im Kindesalter, wie eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt. Der „Safer Internet Day“ am 7. Februar will für den kontrollierten Umgang mit Computer und Co sensibilisieren. Doch ab wann entgleitet die Kontrolle und wie erkennt man eine Internetsucht?

Nicht jeder, der mit seinem Smartphone ständig „on“ ist, muss sich gleich in Therapie begeben. Doch es gibt Alarmsignale, die auf eine kritische oder gar schon behandlungsbedürftige, sogenannte pathologische, Internetnutzung hinweisen. „Wer täglich dauerhaft mehr als fünf Stunden privat am Computer sitzt und kaum noch Aktivitäten im realen Leben wahrnimmt, sollte sein Verhalten überprüfen“, sagt Dr. Tim Aalderink, Leitender Psychologe an der Schön Klinik Bad Bramstedt. In der psychosomatischen Fachklinik bei Hamburg gibt es seit 2011 einen eigenen Behandlungsschwerpunkt zur Behandlung der Internetsucht. Unter www.schoen-kliniken.de/test-computersucht finden Interessierte einen differenzierten Online-Test, mit dem sie ihr eigenes Nutzungsverhalten anonym prüfen können. Einen kurzen 10-Punkte-Check finden Sie untenstehend.

Selbst für Kinder und Jugendliche ist der Umgang mit Smartphone und Co mittlerweile Alltag: 12- bis 25-Jährige surfen bereits durchschnittlich 22 Stunden pro Woche. Im Vergleich zu 2011 sind die Zahlen der durch Computer- bzw. Internetnutzung hervorgerufenen Störungen bei Kindern und Jugendlichen nahezu verdoppelt, so die BZgA. Aktuell gelten 7 Prozent der 12- bis 17-jährigen Mädchen und 4,5 Prozent der gleichaltrigen Jungen als betroffen. Über alle Altersstufen hinweg gelten deutschlandweit mehr als 560.000 Menschen als internetabhängig, weitere rund 2,5 Millionen zeigen ein problematisches Nutzungsverhalten.

Wann das Surfen oder Spielen kritisch wird, ist nicht immer leicht zu erkennen. „Wer Computer und Smartphone eine Woche lang ohne Schwierigkeiten aus seinem Privatleben verbannen kann, ist auf der sicheren Seite“, so Dr. Aalderink. „Wer das nicht schafft oder wer mit deutlichen Veränderungen des Verhaltens reagiert, sollte sich professionelle Hilfe suchen.“ Reaktionen wie innere Unruhe, Gereiztheit, Aggressivität oder signifikante Unterschiede im Körperempfinden können auf Entzugserscheinungen hindeuten.

Eltern und Lehrer bemerken bei Jugendlichen zudem oft plötzliche Einbrüche in der schulischen Leistung. Dr. Silke Naab, Chefärztin der Schön Klinik Roseneck und Leiterin der Jugendstation, erklärt: „Typisch ist auch, dass Familienangehörige über das Ausmaß der Computernutzung getäuscht werden. Ziehen Eltern den Computer ein, wird über das Handy weitergechattet.“ Eine gute Medienkompetenz gilt als eine der besten Präventionsmaßnahmen bei Internetsucht. Denn klar ist: „Kein Computerspiel und kein soziales Netzwerk allein machen krank“, so Dr. Aalderink. „Es gehört immer auch eine Veranlagung dazu, dass sich jemand so sehr in der virtuellen Welt verliert, dass er daran ernsthaft erkrankt.“

Im Rahmen der stationären Therapie von Internetsüchtigen geht es nicht darum, Computer und Co komplett zu verbannen – egal wie alt der Betroffene ist. „Das Internet gehört zu unserem Leben dazu, beruflich wie privat“, so Dr. Aalderink. „In der Therapie lernen die Patienten daher, schrittweise wieder ein kontrolliertes Konsumverhalten zu entwickeln und den Computer sinnvoll zu nutzen.“ Parallel dazu erarbeiten die Patienten mit ihren Therapeuten Strategien im Umgang mit belastenden Situationen, erleben die positiven Effekte sozialer Kontakte und alternativer Freizeitaktivitäten.

Weitere Informationen:
• Online-Selbsttest „Computersucht“ der Schön Klinik: www.schoen-kliniken.de/test-computersucht

Über die SCHÖN KLINIK
Die Schön Klinik ist eine Klinikgruppe in privater Trägerschaft (Familie Schön) mit den Schwerpunkten Orthopädie, Neurologie, Psychosomatik, Chirurgie und Innere Medizin. An 17 Standorten in Bayern, Schleswig-Holstein, Hessen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen behandeln 10.000 Mitarbeiter jährlich mehr als 100.000 Patienten.